Das wird jetzt sehr, sehr lang, und ich möchte mich jetzt schon dafür entschuldigen. Aber ich hab nun wirklich jedes Posting zu dem Thema gelesen und möchte mal ein paar Gedankengänge in den Raum werfen, die ich hier bisher vermisst habe, deswegen wäre es schön, wenn sich nicht gleich alle von vorn herein durch die Länge dieses Beitrags abschrecken lassen. Außerdem möchte ich - da dies meiner Meinung nach wirklich die grundsätzliche Ursache für die ganze Problematik ist - einmal das Thema Unbundling etwas näher erläutern, da ich denke, dass viele nicht genau wissen, was da im Detail hintersteckt und was wäre, wenn...
Hat schon einmal jemand daran gedacht, dass eines der einschlägigsten Werbeslogans der KDG den eigentlichen Pferdefuß darstellen könnte und im Prinzip einen riesigen Nachteil für die Verbraucher? In Meinen Augen spielt die Größe des Netztes von "Deutschlands größten KNB" eine nicht unerhebliche Hürde für Verhandlungen dar. Aber nicht im Sinne von "wir sind die Größten, wir sind der Marktführer, wir bestimmen die Regeln". Nein. Genau genommen kann die KDG kein Marktführer sein, denn es gibt quasi nirgendwo direkte Konkurrenz, die für den Verbraucher ohne größeren Aufwand gleichwertige Alternativen darstellen. Auf der Straße kann man sich entscheiden, geh ich nach links zu LIDL oder nach rechts zu ALDI? ALDI ist der Marktführer in seinem Segment und ALDI diktiert die Preise. Im Kabelbereich kann ich eben nicht wählen, ob ich UM- oder KDG-Kunde sein möchte. Aus diesem Grund kann der KNB in seinem Netz ja auch die Inhalte bieten, die er für richtig hält. Leider. Und es können auch niemandem Verträge aufgezwungen werden, und wer nicht bezahlen will, was gefordert wird, bleibt eben draußen. Leider. Dazu später mehr. Allerdings ist das alles aus wirtschaftlicher Sicht völlig ok. Und eswird ja kein Verbraucher gezwungen, KDG-Kunde zu sein. Die steinzeitlichen Mindestanfoderungen, die dem Verbraucher bzgl. Rundfunk garantiert werden, werden zudem mit den Öffis über DVB-T erfüllt. Leider. Alles andere ist Bonus, und wenn es kein entsprechendes Angebot an meinem Standort gibt, hab ich Pech gehabt. Genausowenig kann ich als Verbraucher etwas daran ändern, wenn ich keinen IKEA in der Nähe habe. Hier in Rostock gibt es über DVB-T-Angebot auch ausschließlich die Öffis.
Aber ich schweife ab... Warum der Hinweis eingangs bzgl. der Netzgröße? Nun, als KNB mit dem größten Netz hat die KDG auch die mit Abstand größte Reichweite, also mehr potentielle Konsumenten als die kleinen KNBs. Für werbefinazierte Sender ist dies gleichbedeutend mit größeren potentiellen Einnahmen. Daher ist es logisch und wirtschaftlich völlig klar, dass die Einspeisepreise auch entsprechend höher sind als bei kleinen KNBs. Ein großes Glas Nutella kostet auch mehr als ein kleines. Nun muss sich aber ein Programmanbieter wie Sky auch folgendes überlegen: Ab wann rechnet es sich nicht mehr für mich, für den Kabelempfang zusätzlich zu zahlen? Prizipiell KÖNNTEN alle diese potentiellen Konsumenten mein Programm ja auch so sehen, ich erweitere dadurch nicht meine grundsätzliche Reichweite, die Anzahl potentieller Neukunden ist sehr begranzt. Hier gibt es irgendwo einen Punkt X. Jedes dieser Unternehmen weiß aufgrund von Marktforschung ziemlich genau, wieviele potentielle Neukunden ich durch diesen zusätzlichen Service voraussichtlich generieren kann, damit ist X die erwartete Mehreinnahme. Muss ich aber mehr als dieses X für die Einspeisung ins Kabel bezahlen, mach ich Verluste. Damit ist bei Vertragsverhandlungen X das absolute Limit. Bei Sendern wie RTL ist das Ganze vermutlich noch viel komplexer. Und auch die KDG hat so ein X, das sich sicherlich aus anderen Komponenten zusammensetzt. Die Instandhaltung eines großen Netztes kostet mehr als die eines kleineren, ebenso der Ausbau. Achja, auch der Nutella-Käufer hat im Prinzip so ein X. Vielleicht ist der 100g-Preis bei großen Gläsern kleiner, aber wenn ich am Ende die Hälfte wegwerfe, weil ich diese Menge gar nicht verbrauchen kann, hab ich drauf gezahlt...
Solche Verhandlungen werden wirtschaftlich bei steigender Größe der Verhandlungspartner also immer komplexer. Und man darf nicht vergessen, dass auch die Sender bzw. Programmanbieter Kunden der KDG sind. Irgendwo schreib jemand sinngemäß, dass kein Unternehmen auf Ihre Kunden (aka Verbraucher) zugehen würde, Ihnen mal eben freiwillig einen Rabatt für die gleiche Leistung anbietet. Richtig. Aber genauso wird auch kein Unternehmen (aka KDG) auf seine Kunden (aka Sky) zugehen und sagen "Hey, liefer mir doch mehr für das gleiche Geld wie bisher! Du hast doch da was neues!". Oder anders: Ich kann auch nicht zu Vodafone gehen und sagen "Ich bezahl doch schon, gib mir doch mal das doppelte Datenvolumen pro Monat!".
Hier spielen so viele komplexe wirtschaftliche Faktoren eine Reihe, die wir nie im einzelnen erfahren werden, und jedes Unternehmen möchte selbstverständlich für sich selbst so viel wie möglich profitieren, aber das ist ja auch der einzige Zweck eines privatwirtschaftlichen Unternehmens. Und in Zeiten mit schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen gilt das umso mehr. Deswegen werden wir solche Dinge wie momentan auch immer wieder erleben, solange es den Unternehmen gestattet ist, als KNB auch eigene Produkte zu vermarkten und dazu ihr Quasi-Monopol ausnutzen.
Hier ist (wie schon oft erwähnt) eine Regulierung durch die BNetzA und ein entsprechendes Unbundling der Betriebe in meinen Augen zwingend erforderlich. Die Betriebe müssen in zwei wirtschaftlich unabhängige Unternehmen gespalten werden, in eine Netzgesellschaft und in einen Vertrieb der eigenen Produkte. Gleichzeitig muss sichergestellt sein, dass der eigene Vertrieb als Marktpartner genauso behandelt wird wie fremde Anbieter wie Sky. Genauso funktioniert es seit Jahren bei der Bahn, auf dem Energiemarkt und bei der Telekommunikation. Die Anbieter bezahlen für die Netznutzung, was an den Verbraucher als Teil des Produktpreises weitergegeben wird. Der Anbieter kann seine gemieteten Kapazitäten nutzen, wie er möchte. So erhält jeder Verbraucher eines Anbieters das gleiche Produkt. Gibt es mehr Anbieter als Kapazitäten, könnte man das Problem über Ausschreibungen oder Kooperationen zwischen den Anbietern lösen, wie es bei Funklizenzen und auch bei der Bahn gehandhabt wird. Es könnte so schön sein... Und ich verstehe nicht, warum die BNetzA hier nicht endlich eingreift...
So, nochmal sorry für den Roman, aber das musste jetzt einfach mal sein.

Zwangsverkabelt.
Sky+ via Humax S HD 3 und G02: Sky komplett (Welt, Film, Sport, Fußball Bundesliga, HD, Sky Go, Sky Anytime) und KDG Home HD + Privat HD.
Zusätzllich AC light 3.19 mit D02 und entsprechend Privat HD (behalten als Fallback).
FRM-41026: Das Feld versteht den Vorgang nicht.