weil es nirgendswo anders reinpasst, poste ich es mal hier - in der Hoffnung, dass es jemand liest und kommentiert oder es jemandem hilft, der sich ähnlich wundert wie ich heute.

Ich zahle die Kosten für meinen Kabelanschluss seit Urzeiten über die Nebenkostenabrechnung. Seit 2007 beziehe ich zudem die Zusatzleistung "digitaler Kabelanschluss", die ich mir im Saturn mal habe aufschwatzen lassen und direkt mit KDG abrechne. Mittlerweile betreibe ich drei Smartcards über den Vertrag, 1x K09, 2x G09. Die letzte G09 habe ich erst vor etwas mehr als vier Wochen beantragt...

Ich staunte nicht schlecht, als ich die Meldung "Vielen Dank für Ihr Interesse. Fernsehen von Kabel Deutschland sind an der eingegebenen Adresse leider nicht verfügbar. An dieser Adresse agiert ein anderer Kabelnetzbetreiber." als Quittung bekam.


Der Betreiber der Kabelnetzanlage im Haus ist die Firma willy.tel oder ein anderes Unternehmen der Thiele Unternehmensgruppe aus Hamburg. Der nette Mitarbeiter von willy.tel sagte mir, dass aus "historischen Gründen" manche der von willy.tel / Thiele betriebenen Kabelanschlüsse anstatt des eigenen TV-Signals mit dem für private TV-Sender grundverschlüsselten TV-Signal von Kabel Deutschland versorgt werden, obgleich das versorgte Objekt sozusagen willy.tel "gehört" und daher auch nur von willy.tel versorgt / gewartet / vermarktet werden darf. Das gilt für alle digitalen Inhalte inkl. Triple Play.
Für solche "Zwitter-Anschlüsse" besteht für Kabel Deutschland daher ein absolutes vertragliches Vermarktungsverbot, was die Versorgung mit Zusatzdiensten (alles, was über öffentlich-rechtliche Sender in analog / digital und private Sender in analog hinausgeht) betrifft. Daher darf mir Kabel Deutschland auch keine Telefon- und Internetversorgung anbieten, obgleich das technisch überhaupt kein Problem wäre, das notwendige Signal ist schließlich vorhanden. Ich hätte meine Smartcards, die ich zur Entschlüsselung der von Kabel Deutschland digital grundverschlüsselt übertragenen privaten Sender benutze und monatlich per Gebühr direkt dort bezahle, eigentlich niemals bekommen dürfen, stattdessen hätte man mich an willy.tel bzw. meine Hausverwaltung verweisen müssen. KDG ist also auf Kosten von willy.tel leider ein kleiner Irrtum,


willy.tel bietet nämlich ein eigenes TV- / Telefon- / Internet-Paket an, dass vom Leistungsumfang und dem Versorgungsgrad her dem von Kabel Deutschland entspricht. Allerdings kann man aus technischen Gründen den Kunden nur dann damit versorgen, wenn zeitgleich das TV-Signal von willy.tel und nicht von KDG bezogen wird (geht wegen des zu nutzenden Rückkanals nicht anders). Die ganze Sache ist also technisch einfach, rechtlich aber verzwickt und lässt sich laut Hotline von willy.tel nur wie folgt lösen:
1. Die Hausverwaltung wechselt mit dem gesamten Kabelanschluss inkl. Wartung etc. zu Kabel Deutschland zurück. Wieso zurück? Weil die Immobilie bei Kabel Deutschland als "gekündigter Bestand" geführt wird, d. h. irgendwann war die Hausverwaltung direkt bei Kabel Deutschland als Wohnungsversorger Kunde, bevor sie zu willy.tel / Thiele gewechselt ist. Erst dann darf Kabel Deutschland das ganze Haus ganz offiziell mit digitalem Kabel-TV, Internet und Telefon versorgen. willy.tel ist dann raus. Nachteil: Wer private TV-Sender in digitaler Qualität sehen will, benötigt einen mit monatlichen Kosten von 2,90 EUR verbundenen Zusatzvertrag mit Kabel Deutschland, ein Conditional Access Module oder einen gesonderten Receiver und eine Smartcard. Vorteil: Ab Oktober gibt es bei Kabel Deutschland nicht nur die öffentlich-rechtlichen Sender in HD, sondern auch die privaten.
2. Die Hausverwaltung wechselt mit dem gesamten Kabelanschluss inkl. Wartung etc. vollständig zu willy.tel, d. h. das Signal von Kabel Deutschland wird ab- und das Signal von willy.tel aufgeschaltet. Das muss bei willy.tel beantragt werden, die setzen sich anschließend mit KDG in Verbindung und dann wird sehr zeitnah umgeschaltet. Vorteil: Die Versorgung mit digitalen TV-Privatsendern aufgrund der fehlenden Grundverschlüsselung für jeden im Haus ohne Zusatzverträge etc. möglich, man benötigt nur ein entsprechendes Empfangsgerät, aber kein CAM und keine Smartcard. Außerdem ist willy.tel etwas günstiger, was Telefon und Internet angeht. Vermutlich auch beim Grundversorgungspreis, sonst hätte man ja nicht gewechselt. KDG lässt nach eigener Aussage übrigens alle "irrtümlich" mit Zusatzleistungen (wie Smartcards und Receivern) versorgten Kunden fristlos aus den Verträgen raus. Nachteil: Bei willy.tel gib es b. a. w. nur die öffentlich-rechtlichen Sender in HD; kommen später die privaten evtl. hinzu, ist davon auszugehen, dass dann eine Verschlüsselung eingeführt wird. Jedenfalls gibt es bis heute keinen Satelliten- oder Kabelnetzbetreiber, der sie unverschlüsselt einspeisen darf. Zwischenzeitlich werden angeschaffte Conditional Access-Module also überflüssig und damit zu totem Kapital.
Selbstverständlich könnte man auch alles so lassen, wie es ist. Das bedeutet dann aber, dass die Rückkanalfähigkeit des Kabelanschlusses sinnlos ungenutzt bleibt, obgleich der Mieter die Grundgebühr voll bezahlt. Das ist der aus Mietersicht am wenigsten erstrebenswerte Zustand, weil er dann Nebenkosten für eine Leistung abdrückt, die er eigentlich nutzen könnte, wegen irgendwelcher seltsamer Vertragsverhältnisse zwischen Hausverwaltung, Kabel Deutschland und willy.tel aber nicht nutzen kann.
Toll, nä?


ZUM GLÜCK IST KDG SO UNGLAUBLICH IGNORANT!
