Heiner hat geschrieben:Was läuft stattdessen auf dem Platz von plus.tv?
Nichts, einfach nur rauschen. ... Vgl. auch folgenden Zeitungsbericht aus der Ostthüringer Zeitung:
Es herrscht Funkstille im zweitgrößten Kabelnetz Thüringens, denn Anfang März hat die plus.tv Ostthüringen GmbH das Regionalfernsehen für Gera, Eisenberg, Greiz und Schleiz eingestellt. Die Gesellschafter haben jetzt die Lizenz an die Thüringer Landesmedienanstalt zurückgegeben. Die GmbH selbst befände sich in Auflösung, erklärt deren letzter Geschäftsführer Klaus Rehm aus München.
Für Medienunternehmer Rehm war das Engagement in Thüringen bislang ein Minusgeschäft. Sein Unternehmen, die Germany-TV GmbH, war erst im Sommer vorigen Jahres in vier Thüringer Lokalsender eingestiegen und hatte Anteile der Kueblerverlag AG an den Fernsehsendern plus.tv Erfurt, plus.tv Südwest, plus.tv Ostthüringen und plus.tv K28 (Sondershausen/Nordhausen) erworben. Die Investition ist weitgehend in den Sand gesetzt. “Es sind Schwierigkeiten aufgetaucht, die wir vorab aus den Zahlen nicht erkennen konnten”, formuliert der Münchner. Die vier Sender, die mit der plus.tv Thüringen GmbH eine gemeinsame Plattform zur Vermarktung und Produktion geschaffen hatten, hätten nicht nur mit unterschiedlichen Geschäftsführern, sondern auch mit höchst unterschiedlichsten Interessen agiert.
An K28 habe man daraufhin die Beteiligung gar nicht erst wahr genommen, später habe der Sender Insolvenz angemeldet. Südwest ging im August 2007 pleite. Die Geschäftsführer sollen mit der Kasse auf und davon sein. Mit dem Wegfall der zwei Sender sei auch der gemeinsamen Vermarktungsgesellschaft jegliche Grundlage entzogen worden, so Rehm. Der Sender Erfurt arbeitet seither eigenständig.
In Gera sei die Mehrheit der Gesellschafter – neben der Germany-TV saß die Kueblerverlag AG und die Verlagsgesellschaft Desotron Sömmerda im Boot – nicht bereit gewesen, für einen eigenständigen Neustart zu investieren, bedauert Rehm, der selbst “gern weitergemacht” hätte. Die Summe wäre vergleichsweise gering gewesen. In den besten Zeiten hatten sechs, zum Schluss nur noch drei Redakteure vor Ort gearbeitet.
Kristin Kramer, stellvertretende Direktorin der Thüringer Landesmedienanstalt, bedauert das Ende von plus.tv in Ostthüringen. Mit dem Einstieg von Germany-TV in die plus.tv-Gruppe habe man die große Hoffnung verbunden, dass sich ein stabiles Sendernetz entwickele. “Das ist völlig fehlgeschlagen.” An eine allzulange Sendepause glaubt sie aber nicht. Mit fast 71 000 Haushalten sei das Verbreitungsgebiet das zweitgrößte in Thüringen und entsprechend attraktiv, so Kramer. Sobald sich ein Interesse der Wirtschaft abzeichne, werde die Landesmedienanstalt die Zulassung neu ausschreiben.
Seit 12 Jahren wird in Thüringen lokales Privatfernsehen gemacht. Es gibt über ein Dutzend Sender. Der Knackpunkt ist für Kristin Kramer die richtige Vermarktung. Den Sendern in Thüringen sei es bislang nicht gelungen, eine gemeinsame Vermarktung aufzubauen, wie in anderen Bundesländern erfolgreich praktiziert. Auch die jetzt aufgelöste Plattform der plus.tv-Gruppe habe erst in Ansätzen funktioniert.
In Gera scheitert ein lokaler Fernsehsender nicht zum ersten Mal. Der Vorgänger TV-Ostthüringen hatte 2001 den Sendebetrieb eingestellt. 2002 ging plus.tv-Ostthüringen an den Start, seither wechselten mehrfach die Eigentümer.
Für den Münchner Klaus Rehm, der in Thüringen noch Geschäftsführer bei erfurt.tv ist, ist der endgültige Erfolg der Lokalsender eine Frage der Zeit. Die Zukunft liege darin, Regionalfernsehen zusätzlich im Internet anzubieten, das sei nicht nur kostengünstig, sondern auch zielgruppengenau und mit messbarer Quote zu vermarkten. Es dauere aber noch zwei, drei Jahre, so Rehm, “bis das Internet als Fersehprogramm wahrgenommen wird und im Wohnzimmer ankommt”. Dafür bräuchte man einen langen Atem. In Gera hatten die Macher ihn nicht. Der Knackpunkt ist die richtige Vermarktung.