Ja, hier bin ich.
robert_s hat geschrieben: ↑27.10.2021, 09:28
Das "LC" steht ja für "Low Complexity", also dass man dem Decoder nicht viel abfordert.
...im Vergleich zum HE-AACv1 und HE-AACv2, also den "high efficiency"-Eskalationsstufen. Die sind noch krasser. Da kommt noch mindestens eine Abtastratenwandlung und ein entsprechendes Filter hinzu sowie ein Erzeugen von "Pseudo-Höhen" durch mathematische Operationen aus dem real übertragenen Audio-Frequenzbereich und das Formen dieser synthetisierten Höhen gemäß übertragener Metadaten. Das ist noch viel heftiger.
Man merkt schon beim Decodieren von MP2 bzw. LC-AAC in Wave am PC, dass die Software (Winamp beispielsweise) wesentlich länger mit z.B. einer Stunde Audio zu tun hat im Falle von LC-AAC.
Die UKW-Umsetzer sind einst so entwickelt worden, dass sie aus MP2 auf UKW umsetzen, also x mal MP2 in x mal PCM decodieren und diese Audiostreams dann weiterverarbeiten. Hier der Beweis: es geht auf die Hälfte zurück mit AAC.
https://axing.com/produkt/sks00100/
"Reduziert die verfügbaren Kanäle auf 8"
https://www.astro-kom.de/de/produkte/10 ... aacfm-1-de
"Upgrade von 16 UKW-Kanäle Audio-Codec MPEG auf 8 UKW-Kanäle Audio-Codec AAC"
https://www.astro-kom.de/de/produkte/10 ... aacfm-2-de
"Upgrade von 2 x 20 UKW-Kanäle Audio-Codec MPEG auf 1 x 20 UKW-Kanäle Audio-Codec MPEG und 1 x 10 UKW-Kanäle Audio-Codec AAC"
-> die Zahl der Umsetzungen halbiert sich beim Wechsel von MP2 zu LC-AAC.
Den Herstellern ist kein Vorwurf zu machen, im Gegenteil: die haben in kürzester Zeit immerhin versucht, zu retten, was zu retten ist.
robert_s hat geschrieben: ↑27.10.2021, 02:13
Ständig? Wurde MPEG-1 Audio Layer II nicht über 2 Jahrzehnte zur digitalen Radioausstrahlung verwendet? Ich denke, nach 20+ Jahren kann man Technik dann doch schon mal aktualisieren...
Seit 2017/2018 mit Abschaltung von UKW in den Großnetzen von Vodafone (ex-KDG) und PYUR sowie der zwangsweise (politisch) vollzogenen bzw. zumindest angewiesenen Abschaltung von UKW in den Netzen in Bayern, Sachsen und Bremen wurde DVB-Radio zu einem deutlich häufiger direkt genutzten Medium - unterstützt durch die neue Gerätegattung DVB-C-Radio. Letztlich kam das einem Neustart 2018 gleich. Und nach 3 Jahren wird es abgeschaltet. Das ist keine Zeitspanne, die man als angemessen betrachten kann. Solche Geräte sind für wesentlich längere Nutzung konzipiert.
Abgesehen davon: wieso sollte man einen bewährten, robusten, weit unterstützten Industriestandard aufgeben, wenn es nichts qualitativ besseres gibt? Man aktualisiert nicht etwas aus Langeweile, sondern weil etwas neueres höhere Qualität bietet (oder weniger ökologischen Schaden anrichtet, ein recht neuer Aspekt, der hier aber auch nicht anwendbar ist). Eine subjektiv als höher empfundene Qualität verglichen zu 320 kBit/s ist aber schlicht nicht möglich, der Übertragungskanal ist weit im Transparenzbereich. Egal was man anstellen würde - selbst wenn man in PCM übertragen würde - wäre kein Zugewinn spürbar beim Anhören (beim Messen hingegen schon).
Auf die Umstellung auf AAC hat also niemand sehnsüchtig gewartet. Ein riesiger Unterschied zum Video, wo seit Jahren wenigstens Full-HD, inzwischen wohl sogar UHD erwünscht wird, aber nicht geliefert werden kann. Es geht aber auch da niemand in den Elektromarkt und verlangt einen Fernseher mit bestimmten Codecs - man verlangt eine bestimmte Qualitätsstufe oder wenigstens etwas, das einem als Qualitätsstufe suggeriert worden ist. Man verlangte also "Full HD" und nun "UHD" oder was auch immer, nicht aber "H.264" oder "H.265". Das wissen doch normale Menschen gar nicht.
Ganz anders beim Hörfunk: Audio ist längst qualitativ in der Sättigung. Niemand wartet auf was "besseres". Es gibt auch nichts erkennbar besseres, das einen Bruch mit den Empfangsgeräten rechtfertigen könnte. Eine Änderung des Übertragungsstandards ist also nicht zum Vorteil der Hörer und damit nur mit Nachteilen für die Hörer verbunden. Sie müssen nun für oft schlechtere Qualität neue Geräte kaufen. Man versuche das mal beim TV: Umstellung von 720p H.264 auf meinetwegen 540p H.265 - Neukauf für alle Besitzer von Fernsehern älter als ca. 2016. Na da wäre aber was los. Genau so wird es nun beim Hörfunk gemacht.
Bliebe der Aspekt "Kosteneinsparung". Auch hier gilt: die ARD hätte die Umstellung nicht gebraucht, da sie mit etwas Kreativität auch eine kompatible Variante in mindestens gleicher Qualität hinbekommen hätte, ohne über das ohnehin für HDTV genutzte Maß hinaus Transponder zu benötigen.
Was bleibt, ist der katastrophale Schaden durch die Inkompatibilität mit Endgeräten und Kopfstellentechnik. Allein die wohl sechsstellige Zahl an Cablestar 100, die seit 2018 (!) verkauft wurde... dazu die vielen UKW-Empfänger, die nicht nur in kleinen Netzen noch betrieben werden, sondern auch in absolut professionellen Grußnetzen, siehe z.B.
https://www.servicekabel.de/wp-content/ ... me-UKW.pdf oder
https://services.vereinigte-stadtwerke. ... gJtX_D_BwE (das ist eigentlich schon ungesund, eine solche Programmdichte dürfte massiv Intermodulation auf den ZF-Mischern der UKW-Tuner erzeugen).
Die Schweizer (SSR SRG) mussten von zwei auf einen Hotbird-Transponder gehen zur Kosteneinsparung. Sie haben den Hörfunk unverändert in 256 kBit/s MP2 gelassen. Warum wohl?
Besserwisser hat geschrieben: ↑27.10.2021, 19:36
Wechsel von SCART auf HDMI
Endlich verlustfreie Bildübertragung zum TV, ohne Übersprechen der Videorecorder-Rückleitung mit Geisterbild und ohne Matsch!
Besserwisser hat geschrieben: ↑27.10.2021, 19:36
Wechsel von analog auf digital
Immerhin im zweiten Anlauf (HDTV) ein deutlich besseres Bild und generell endlich ein Bildstandard passend zum LCD-Bildschirm mit seinem diskreten Punktraster.
Besserwisser hat geschrieben: ↑27.10.2021, 19:36
Wechsel von DVB-S auf DVB-S2
...erforderte keine neuen Geräte, da man es clevererweise mit HDTV kombiniert hatte. Nur wer HDTV wollte (also deutlich bessere Qualität), brauchte auch S2 und bekam es gleich mit dazu - ungefragt, ohne Fehlkaufmöglichkeit.
Besserwisser hat geschrieben: ↑27.10.2021, 19:36
Wechsel von DVB-T auf DVB-T2
...von einer grottenschlechten, an Körperverletzung grenzenden Bildqualität auf nahezu "Referenzniveau". Endlich ein qualitativ sehr gutes terrestrisches Fernsehen!
Besserwisser hat geschrieben: ↑27.10.2021, 19:36
Wechsel von DAB auf DAB+
Und da geht es los - interessanterweise beim Radio, genau wie jetzt auch. Erst ordentliche 192 MP2 auf DAB, dann Rückgang auf miese 128 MP2, dann DAB+ mit oft weiterem Rückgang der Datenrate auf 96 brutto (ca. 82 netto), 72 brutto (ca. 58 netto) oder noch weniger. Alles unbrauchbar bis auf wenige Ausnahmen im ganzen Land (der komplette hr, BR Klassik, BR Heimat, SWR 2).
Besserwisser hat geschrieben: ↑27.10.2021, 19:36
Wechsel von DVD zu DVD DL und BlueRay
...bei endlich ordentlicher Bildqualität bei der BD verglichen zur DVD.
Besserwisser hat geschrieben: ↑27.10.2021, 19:36
Wechsel von SDTV zu HDTV, 4k, 8k, UHD
...bei jedes mal deutlicher Steigerung der Bildqualität. Und den wechsel von "analogem" SD zu HD-Panels haben die meisten Leute doch schon allein deshalb gemacht, dass sie endlich dieses Aquarium-große TV-Gerät nicht mehr in der Wohnung steheh haben müssen.
Und jetzt kommt die ARD: AAC mit meist schlechterer, günstigstensfalls subjektiv als vergleichbar wahrgenommener Audioqualität, dafür aber radikaler Bruch mit der Gerätekompatibilität.
Da ist ein massiver Unterschied. Mit Hörfunk kann mans machen. Mit TV traut man sich das nicht.
Ach so: Du hast DSR vergessen - auch exzellente Übertragungsqualität, auch Hörfunk - auch kaputtgemacht worden.
Auch nicht in Deiner Liste: ADR. ADR weine ich keine Träne nach: DVB war dann bei der ARD ab 2005 qualitativ deutlichst besser und auch endlich "kabeltauglich". Da hat tatsächlich ein besseres System ein schlechteres abgelöst.