HSVMichi hat geschrieben:
Mal angenommen, es käme mal so..... was wäre dann mit so Anbietern wie "Willy Tell" und so weiter?
Momentan können Mieter diesen Anbieter nicht selber auswählen, aber die Verwaltungen der Mehrfamilienhäuser.
Dürfte dann - ohne Zwangsverkabelung - so ein Anbieter auf den freien Markt gehen?

Bisher ist es so, das es pro Geografischer Region immer einen Anbieter gibt. Also ein Anbieter nutzt die dafür vorgesehenen Frequenzen des Kabels um sie mit seinem Inhalt zu füllen, den er anbietet und erhält gleichzeitig die Netzinfrastruktur.
Damit es einen freien Markt gäbe, müsste der Inhalt der Anbieter von den Bereitstellungen der Netze entkoppelt werden. Jeder heutige Kabelanbieter wäre dann entweder der Verwalter der Netzinfrastruktur oder eine Bereitsteller von Inhalt.
Den Prozess dorthin kann man als Unbundling bezeichnen. Das ganze Konstrukt dann als liberalisierter Markt.
So ist es im Prinzip auch bei Telefon, Internet und im Versorgungssektor Strom und Gas gemacht worden.
Das Problem an der Sache: Die Bereitstellung der konstanten TV-Streams ist halt recht Bandbreiten-raubend. Wenn mehrere Anbieter das über eine Infrastruktur machen würden wollen, müsste es eine Instanz geben, die erst einmal festlegt welcher Inhalt überhaupt im Kabelnetz eingespeist wird (also die Öffentlich-Rechtlichen Programme, die Privaten von RTL und prosiebensat.1, das Sky-Paket - also alles was über dem eigentlichen Programmanbieter steht transparent und vollständig). Diese Instanz wäre der Netzbetrieber - und damit
nicht der Teil von den heutigen Kabelunternehmen, die mit jedem Endkunden Verträge aushandeln und Zusatzpakete verkaufen. Um diese Programme empfangen zu können bräuchte man dann einen Provider, der die Aufgabe des heutigen Kabelnetzbetreibers übernimmt. Also diese vom Netzbetreiber gelieferten Grunddaten (Programme) zusammenschnürt und anbietet (womöglich ergänzt um eigene Erweiterungsangebote - also sowas wie die Pay-TV Zusatzangebote von KDG). Dabei könnten diese Position dann mehrere Kabelanbieter einnehmen, die zum Großteil auf den selben Inhalt (die selben Frequenzen, die selbe Ausstrahlung) der Sendeanstalten zurückgreifen, damit es eben keine Doppeleinspeisungen und damit überhaupt Platz für Angebote geben kann (also das, was der Netzbetreiber vorher sortiert, damit das Netz effektiv genutzt bleibt).
Ich glaube ein solches Konstrukt der Liberalisierung ist im Kabelmarkt nicht realistisch, weil der Inhalt zu starr vorbestimmt werden muss, weil er schon soviel Raum in den Netzen einnimmt (es gibt nunmal nur begrenzte Kanäle mit einer definierten Kapazität für digitale Programme). Eine parallele Nutzung der Kapazitäten durch mehrere Anbieter scheidet so aus, und somit müsste der Netzbetreiber bereits die Vorentscheidung treffen, was sein Netz im optimalen Fall zu bieten hat (was zu der selben Schieflage und dem natürlichen Monopol führt, wie es bereits heute existiert). Das kann eigentlich nur gesetzlich (also durch den Staat) vor Missbrauch geschützt geschehen. Denn sobald diese Instanz sich mit einem der Inhaltsgeber überwirft (so wie KDG jetzt mit Sky und den Öffentlichen), ist das ganze auch nicht mehr effizient.
Das bringt mich mehr zu der Forderung, dass wenn der Kabelmarkt eine volle Alternative zu Sat und IPTV bleiben soll, muss der Staat bei Aufrechterhaltung des Kabelzwangs eigentlich den Kabelbetreibern vorschreiben, was sie an Innovationsleistung leisten sollen (keine Grundverschlüsselung, keine Analogen Programme, Pflicht alle Öffentlich Rechtlichen Angebote 1 zu 1 durchzureichen, keine Verträge mit dritten, die Kunden des Kabelnetzes benachteiligen [also das volle Programm von Sky oder ein abgesenkter Preis des Pay TV um den Prozentanteil der fehlt --> geht sowohl an den Kabelnetzbetreiber als auch an Sky selbst]). Ich glaube das wäre effektiver als zu Unbundeln.
Aber für beide Wege sieht es schlecht aus, weil der Politik diese Schieflage nicht bewusst ist und im Rechtssystem immer drauf verwiesen werden kann, das man sich die Wohnlage ja selbst aussucht und damit auch alle Verträge freiwillig unterschreibt.
Das treibt mich dann auch gern in eine Diskussion um den aktuellen Immobilienmarkt, der ebenfalls mehr und mehr in Schieflage gerät und man sich in Metropolregion mitnichten noch aussuchen kann, wo und wie man wohnt!